Samstag, 24. Januar 2009
 
Deutschland: Maulkorb für Armeekritiker PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Bundeskoordination Internationalismus   
Freitag, 17. August 2007

Der Einsatz für Frieden und Menschenrechte bei den G8-Gegenveranstaltungen im vergangenen Juni könnte für eine bekannte Beratungsstelle für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure staatliche Repressalien zur Folge haben.
UPDATE 28.8.: Die Behörden haben nach heftigen Protesten zurückgezogen.


Die Informationsstelle Militarisierung Tübingen (IMI), eine Mitgliedsorganisation der BUKO, sieht sich erneut mit der Gefahr eines Entzugs ihrer Gemeinnützigkeit konfrontiert. Ein solcher Entzug würde die finanzielle Basis der IMI und ihrer antimilitaristischen Arbeit massiv gefährden. Zur Begründung beruft sich das Finanzamt dieses Mal auf Zweifel einer nicht genannten Behörde an der Verfassungstreue der IMI. Weiterhin wird dieser vorgeworfen, sich ausschließlich tagespolitisch zu betätigen und ihrem gemeinnützigen Zweck somit nicht nachzukommen.

Als Hintergrund kann die aktive Einmischung der IMI in die Mobilisierung gegen den G8 in Heiligendamm und gegen die Repression der Bewegungen vermutet werden. Bereits vor einem Jahr wurde die Gemeinnützigkeit der IMI in Zweifel gezogen und nur auf Widerruf für zwölf Monate verlängert. Diese Maßnahme stand damals im Kontext der Aberkennung der Immunität von Tobias Pflüger, eines Vorstandsmitglieds der IMI, in seiner Funktion als Europaabgeordneter und der (wiederholten und wiederholt erfolglosen) Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Politiker der Linkspartei.

Der jüngste politische Angriff auf die IMI reiht sich ein in eine Vielzahl von Versuchen, ihre antimilitaristische Arbeit und ihr politisches und wissenschaftliches Engagement für den Frieden zu behindern und zu kriminalisieren. Es wird versucht, einer wissenschaftlich und politisch renommierten Organisation, die sich seit vielen Jahren für Frieden und Menschenrechte einsetzt, einen Maulkorb zu verpassen. Der Angriff zielt aber nicht auf die IMI allein, sondern auch auf eine breite Bewegung, die sich gegen eine Militarisierung der Gesellschaft, gegen das Militär als Mittel politischer Konfliktbewältigung und speziell gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr richtet. Zudem wird hier eine Argumentation angeführt, die - sollte sie Erfolg haben – jede politisch unliebsame gemeinnützige Nichtregierungsorganisation potentiell kriminalisiert.

Die BUKO erklärt ihre Solidarität mit der IMI und wünscht ihr für die nächste Zeit viel Kraft, Durchhaltevermögen und Erfolg. Wir unterstützen die Kampagne "IMI - gemein aber nützlich" und verstehen sie als Teil eines notwendigen Kampfes gegen die zunehmende Einschränkung politischer Rechte, wie sie nicht zuletzt während des G8 in Heiligendamm deutlich wurde.

Information zur Kampagne "IMI - gemein aber nützlich" finden Sie auf der Web-Seite:
http://www.imi-online.de/seite.php3?id=14



Update 28.8.:

Die IMI teilt mit:



Wir freuen uns mitteilen zu können, dass das Tübinger Finanzamt uns mittlerweile unseren Freistellungsbescheid und damit die Gemeinnützigkeit erteilt hat.

Dem vorausgegangen war ein Gespräch mit dem Leiter des Finanzamtes und der zuständigen Mitarbeiter, zu dem es insbesondere aufgrund einer Flut von Schreiben in unserer Sache an das Finanzamt kam. Auf diesem wurde uns mitgeteilt, dass es das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg war, welches den ursprünglichen Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit gegen uns in den Raum gestellt hatte, allerdings ohne diesen in irgendeiner Weise erhärten zu können. Auch wurde bestätigt, dass es ohne diesen Vorwurf nicht zu einer Überprüfung unserer Gemeinnützigkeit aufgrund unserer vermeintlich tagespolitischen Äußerungen gekommen wäre. Diese sei jedoch ordnungsgemäß verlaufen.
Wir danken Allen, die uns unmittelbar oder durch ein Schreiben an das Finanzamt ihre Solidarität ausgedrückt und uns damit entscheidend geholfen haben!
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